Mittwoch, 10. Dezember 2025

Hoffnungsgeschichte

Eine Begegnung in der Kleiderstube

Dienstag, 17 Uhr, Dienst in der Kleiderstube.
Der übliche Ansturm zu Beginn der Öffnungszeit. 

Draußen vor der Tür läuft ein Mann hin und her, auf und ab. Seine Körperhaltung, sein Gesichtsausdruck lassen eine Behinderung erahnen. Immer wieder bleibt er an der Tür stehen, schaut verstohlen in den Laden. Wartet er auf jemanden? Irgendwann ist klar, er wartet nicht, denn in der Kleiderstube ist kein Kunde mehr. Nun gib dir mal einen Ruck und spreche ihn an, denke ich. 

„Kann ich ihnen helfen?“ frage ich mit einem freundlich lächelnden Gesichtsausdruck. Fällt dir nichts Besseres ein, rüge ich mich selbst. Zögerlich kam die Antwort: „Kann ich da was kaufen?“ „Sie müssen nichts kaufen, kommen sie erst mal rein, schauen sich um und wenn sie etwas Passendes finden ,dürfen sie es mitnehmen. Wir wollen ihnen eine Freude machen und wenn sie uns einen Euro spenden machen sie uns eine Freude. 

Seine strahlenden Augen, sein dankbarer Blick, glücklicher hätte ich in diesem Augenblick nicht sein können. Mit einem Jackett, einer Hose und dem dazu passenden Hemd ging er nach Hause. Ein Mann meiner kleinen Gemeinde, oft sind wir uns achtlos begegnet, heute sind wir Freunde, duzen uns und freuen uns, wenn wir uns begegnen.

Ein gutes Wort, ein freundlicher Blick genügt, um einen Menschen glücklich zu machen. 

Eine Hoffnungsgeschichte von Marliese Müller

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