Mittwoch, 06. Dezember 2023

Herausforderung und Hoffnung

Massive Einsparungen der Diözese - und die Frage, wie wir damit umgehen...

Liebe Christinnen und Christen in unserer Pfarrei.
Liebe Engagierte im Pfarreirat, im Verwaltungsrat und in den Gemeindeausschüssen.

Anbei sende ich Euch ein Schreiben des Generalvikars, das heute bei uns eingetroffen ist - mit der Einladung, es aufmerksam durchzulesen.
Ich bin mir sicher, dass während dem Lesen jede Menge Fragen bei Euch entstehen werden. Hier - in aller Kürze und auf die Schnelle - ein erster Versuch zur Einordnung.

Was bedeutet das für uns?
Die Zuweisungen zu Baumaßnahmen sinken ab sofort in einem Umfang, der äußerst bedenklich ist. Für uns bedeutet das, dass wir unsere Kirchen nur noch dann sanieren können, wenn wir 60% der gesamten Baukosten (bzw. 50% bei der Hauptkirche in Winnweiler) aus eigenen Rücklagen stemmen können. Die meisten unserer Kirchenstiftungen verfügen nicht über diese Mittel. Wenn also in einer unserer Nebenkirchen eine größere Maßnahme notwendig ist, werden wir prüfen müssen, ob wir die jeweilige Kirche erhalten können oder sie aufgeben müssen.

Gleichzeitig sinken die Schlüsselzuweisungen bereits 2024 um 10%. Für uns wird es hierdurch immer schwieriger, vernünftig zu wirtschaften: 

  • Wir können kaum noch (oder keine) Rücklagen für Sanierungsmaßnahmen bilden.
  • Die Betriebskosten (Gas, Wasser, Strom,...) für unsere Gebäude verschlingen den größten Teil der Schlüsselzuweisungen. Hier werden wir klären müssen, an welchen Stellen wir Ausgaben einsparen können. Konkret bedeutet das, dass wir schon bald und erneut über die Frage entscheiden werden müssen, ob und wie wir in der Winterzeit Kirchen beheizen können.
  • Insgesamt werden wir den Haushaltsplan für 2024 genau anschauen und prüfen müssen. Als Euer Pfarrer halte ich es für nicht zu verantworten, alle Haushaltmittel in den Erhalt und Betrieb von Gebäuden zu stecken. Es muss auch noch Mittel für die Seelsorge und das Pfarrei- und Gemeindeleben geben. Meine Befürchtung und Vermutung ist, dass wir dies nur lösen können, indem wir weitere Kirchengebäude aufgeben. Hier habe ich die Hoffnung, dass wir klug, verantwortungsvoll und vor allem ehrlich zu uns selbst und miteinander sind - und GEMEINSAM nach Lösungen suchen.

Was die Zuweisungen für die Pfarrsekretariate betrifft, habe ich der Bistumsleitung bereits mehrfach und überaus deutlich zurückgemeldet, dass wir die derzeit vorhandene Stelle (100% Vollzeit, verteilt auf 2 Sekretärinnen) unbedingt brauchen. Jegliche Kürzung würde dazu führen, dass künftig ich als Euer Pfarrer Bürozeiten übernehmen müsste. Schon jetzt - und das sage ich Euch in aller Deutlichkeit - hat die Arbeitsfülle einen Umfang, der mehr als grenzwertig ist. Hinzu kommt, dass wir perspektivisch nicht damit rechnen können, dass es künftig mehr Seelsorger*innen in unserer Pfarrei geben wird. Im Gegenteil: Die Diözese ist bereits dabei zu prüfen, inwiefern die noch vorhandenen Pfarreien weiter verändert / vergrößert werden.

All das hört sich - seien wir ehrlich - äußerst bescheiden an. Die Herausforderung ist immens!
Deshalb ist es mir wichtig, Euch noch einen weiteren Gedanken mitzugeben:

Ich bin GERNE Euer Pfarrer und ich bin absolut davon überzeugt, dass wir das nicht nur "schaffen können"; sondern dass es uns sogar gelingen kann, unsere Pfarrei zum wachsen zu bringen. Sie mit Leben zu füllen. Dazu braucht es einzig und allein: Euch und uns. Menschen, die für die Frohe Botschaft brennen und kreativ und mutig eine Kirche gestalten, die einladend und hoffnungsstiftend ist.

Ja, wir werden uns von Manchem verabschieden müssen. Ja, das werden auch Kirchen und Heimatorte sein. Euch und uns wünsche ich, dass wir dabei nicht in der Trauer des Abschieds verbleiben (die gehört auch dazu), sondern, dass wir uns die LUST (!) daran bewahren, als Christinnen und Christen am Rande des Donnersbergs ein lebensfrohes Beispiel der Hoffnung und des Aufbruchs zu sein. Gemeinsam - mit Gott - mit seinem Heiligen Geist - als Werkzeug seines Friedens - wird da was Gutes wachsen!

Hoffnungsvolle - und ernsthafte Grüße
Euer Pfarrer Carsten Leinhäuser